Dr. Heide Goettner-Abendroth
Dr. Heide Goettner-Abendroth
Dr. Heide Goettner-Abendroth

Warum der Begriff Matriarchat?

Altsteinzeitliche Höhlenzeichnung in Asturien, Spanien
Altsteinzeitliche Höhlenzeichnung in Asturien, Spanien
Muttergöttin von Syrakus, 6. Jh vor u. Z.
Muttergöttin von Syrakus, 6. Jh vor u. Z.
Mutter Erde, Kaptell von Maria Laach, 12. Jh. nach u. Z.
Mutter Erde, Kapitell von Maria Laach, 12. Jh. nach u. Z.
Magna Mater, nach einem römischen Vorbild gestaltet von Lydia Ruyle, Gegenwart
Magna Mater, nach einem römischen Vorbild gestaltet von Lydia Ruyle, Gegenwart

In der Modernen Matriarchatsforschung wird der Begriff „Matriarchat“ so verstanden, dass die matriarchale Gesellschaftsform nicht die simple Umkehrung der patriarchalen Gesellschaftsform ist, sondern ein ganz anderes gesellschaftliches Gefüge. „Frauenherrschaft“ im patriarchalen Sinne von „Herrschaft“ hat es nie gegeben. Aber Matriarchate hat es oft und zahlreich während langer Zeiträume der menschlichen Kulturgeschichte gegeben, und es gibt sie noch immer.

Die begriffliche Verwirrung geht auf die scheinbare Parallele der Begriffe „Patriarchat“ und „Matriarchat“ zurück. Doch der Schein trügt! In sprachlicher Hinsicht muss man keineswegs der üblichen, vorurteilshaften Übersetzung des Begriffs als „Herrschaft der Mütter“ folgen. Das griechische Wort „arché“ hat nämlich eine doppelte Bedeutung und heißt sowohl „Anfang“ als auch „Herrschaft“.Der Begriff „Matriarchat“ bedeutet daher korrekt übersetzt „am Anfang die Mütter“, und das trifft die Sache. Im Falle der patriarchalen Gesellschaftsform ist hingegen die Übersetzung mit „Herrschaft der Väter/Männer“ zutreffend.

Außerdem ist der Begriff „Matriarchat“ allgemein bekannt, so dass kein Kunstbegriff erfunden werden muss. In der Modernen Matriarchatsforschung wird er auf dem Boden der Kenntnis heute lebender Gesellschaften dieses Typs neu und angemessen definiert (siehe Definition von „Matriarchat“ von Heide Göttner-Abendroth).

Der neu definierte Begriff „Matriarchat“ ist von politischer Bedeutung, denn er bezeichnet Gesellschaften mit mütterlichen Werten. Diese zeigen, dass das gesellschaftliche Leben bedürfnisorientiert statt machtorientiert, gewaltfrei, egalitär und bewusst friedfertig organisiert werden kann.